Rückblick Workshop 2 - FMCH mit Patientenbeirat SPO

Gemeinsam für bessere Aufklärung: Das FMCH-Vademecum für chirurgische Gespräche

Aufklärungsgespräche vor chirurgischen Eingriffen gehören zu den sensibelsten Momenten im medizinischen Alltag. Sie sind mehr als eine juristische Pflicht – sie sind der Schlüssel zu Vertrauen, Verständnis und Sicherheit für Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig stehen Ärztinnen und Ärzte vor der Herausforderung, komplexe medizinische Sachverhalte verständlich, empathisch und rechtlich korrekt zu vermitteln.

Genau an dieser Schnittstelle setzt das FMCH-Projekt „Vademecum Aufklärungsgespräch“ an.

Ein gemeinsamer Entwicklungsprozess – von Anfang an

Was dieses Projekt besonders macht: Die FMCH spricht nicht über die Patientinnen und Patienten – sondern mit ihnen.

In einem mehrstufigen Prozess entwickeln Vertreter:innen der chirurgischen Fachgesellschaften, Mitglieder des Patientenbeirats der Schweizerischen Patientenorganisation (SPO) sowie Expert:innen der Stiftung Patientensicherheit gemeinsam einen praxisnahen Leitfaden für Aufklärungsgespräche. Grundlage dafür sind die Erkenntnisse der SPO/BAG-Studie „Quality through patients’ eyes“, individuelle Erfahrungsberichte von Patient:innen sowie die alltägliche Realität der medizinischen Fachpersonen.

Ein erster, zentraler Meilenstein war der gemeinsame Workshop am 28. Mai 2025 im Stadtspital Triemli Zürich, bei dem Chirurg:innen und Patient:innenvertreter:innen an einem Tisch saßen – mit einem gemeinsamen Ziel: Die Entwicklung eines tragfähigen, alltagstauglichen Vademecums.

Was soll das Vademecum leisten?

  • Es soll strukturieren, welche Inhalte in einem Aufklärungsgespräch zwingend angesprochen werden müssen.

  • Es soll unterstützen, wie medizinisches Personal verständlich, empathisch und patientenzentriert kommuniziert.

  • Es soll ermutigen, Patient:innen aktiv in den Gesprächsprozess einzubeziehen.

  • Es soll Vertrauen schaffen – und damit die Behandlungsqualität verbessern.

Dabei wird nicht auf eine starre Checkliste gesetzt, sondern auf Orientierungshilfen mit konkreten Beispielen und Formulierungsvorschlägen, die den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Disziplinen und Situationen gerecht werden.

Die Workshop-Erkenntnisse: Was ist wichtig?

Im Workshop wurde deutlich: Ein Aufklärungsgespräch beginnt nicht erst im Arztzimmer.

  • Vor dem Gespräch:
    Die Patient:innen brauchen Zeit, um sich vorzubereiten. Hier können Hilfsmittel wie Checklisten oder Fragelisten unterstützen.

  • Während des Gesprächs:
    Es geht nicht nur um Informationen – es geht um echte Verständigung. Eine klare Struktur, Raum für Fragen, visuelle Hilfsmittel und aktive Gesprächsführung helfen dabei.

  • Umgang mit Emotionen:
    Unsicherheiten, Sorgen oder Ängste gehören dazu. Diese Themen müssen bewusst aufgegriffen und nicht übergangen werden.

  • Nach dem Gespräch:
    Auch eine schriftliche Zusammenfassung oder weiterführende Informationsmaterialien können helfen, das Besprochene zu verarbeiten.

Der Weg geht weiter

Das Projekt steht nun vor der nächsten Phase: Die Ausformulierung der konkreten Leitfadeninhalte. Dazu gehören Textbausteine, Visualisierungshilfen und anwendungsorientierte Materialien für den klinischen Alltag.

Das große Ziel bleibt: Ein zukunftsfähiges, von beiden Seiten getragenes Instrument, das sowohl den Bedürfnissen der Patient:innen als auch den Anforderungen der Fachpersonen gerecht wird.

So entsteht ein Vademecum, das nicht nur rechtliche Sicherheit bietet, sondern auch einen echten Beitrag zu einer partnerschaftlichen, qualitativ hochwertigen und menschlich starken Gesundheitsversorgung leistet.

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